Die Umrundung der Iberischen Halbinsel bis an die Costa Brava scheint fast problematischer als die Überfahrt über den Atlantik von den Azoren. Es gibt einige neuralgische Kaps, wo sich der Wind bekanntlich jeweils verstärkt und bis zu Sturmreife aufladet. Das Cabo São Vicente ist das erste davon. Mehr als eine Woche warten wir in Cascais/Lissabon auf moderate Windverhältnisse. Inzwischen hat die sommerliche Nortada eingesesetzt, ein Nordwind, angetrieben durch das Azorenhoch, der entlang der Portugiesischen Atlantikküste bläst und südlich von Lissabon zur Zeit bis auf 6-7 Bft zunimmt! Immer wieder versprechen die Prognosen ein Nachlassen auf Windstärken, die uns angenehm wären, doch der Motor des Tiefs über Südspanien treibt die Wettersituation zusätzlich immer wieder an. So treten wir zusammen mit der Crew der Canceló die Flucht nach vorne an und beschliessen eine halbwegs passable Windsituation am Cabo São Vicente auszunützen, mit dem Ergebnis, dass wir das besagte Kap im Morgengrauen lediglich mit einer zu 1/3 gerefften Fock ohne Grossegel bei Windstärken von bis zu 35kn und 3m hohen Wellen umrunden! Das Schiff liegt aber wie eine Nussschale völlig sicher in den Wellen, man merkt diese furchteinflössenden Windstärken gar nicht wirklich, da sie von achtern kommen! Wer weiss, ob wir diesen Schlag gewagt hätten, wenn wir dies wirklich gewusst hätten

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